„Ist es schwieriger zu führen oder zu folgen?“ Die ehrliche Antwort: Beides ist anspruchsvoll – aber auf völlig unterschiedliche Weise. Heute möchte ich über eine Rolle sprechen, die oft unterschätzt wird: die des Followers.
Folgen ist keine passive Rolle – sondern aktives Gestalten
Viele denken beim Begriff „Folgen“ automatisch an „hinterherlaufen“. Doch wer das glaubt, hat den Salsa-Geist noch nicht verstanden. Gute Follower sind präsent, wach, musikalisch und unglaublich feinfühlig. Sie gestalten den Tanz mit – durch ihre Reaktion, ihre Körperspannung und ihren Ausdruck. Es ist wie ein Gespräch: Der Leader schlägt etwas vor, aber es ist der Follower, der es lebendig macht.
„Der Leader denkt an die Route, aber der Follower gestaltet die Landschaft.“ Und wenn das Zusammenspiel stimmt, entsteht Magie.
Was ein starker Follower können muss
Wenn du folgst, brauchst du vor allem eines: Vertrauen – in dich selbst, in deinen Partner und in den Moment. Dazu kommt:
- Timing-Gefühl: Du musst nicht nur zählen können, sondern Musik fühlen.
- Körperspannung: Dein Körper spricht – durch Spannung oder Lockerheit zeigst du, ob du bereit bist zu drehen, zu stoppen oder etwas zu interpretieren.
- Technik: Gute Drehtechnik, saubere Schritte und Balance sind unverzichtbar.
- Empathie: Tanzen ist Beziehung in Bewegung – du musst zuhören können, ohne Worte.
Ich sehe bei Salsa-Veranstaltungen in Bamberg oft, dass Follower sich unter Wert verkaufen. Sie denken, sie „dürfen nichts falsch machen“. Aber ich ermutige euch: Ihr seid gleichberechtigte Partner im Tanz. Ohne euer Gespür, eure Präsenz, euer Feedback ist Führung gar nicht möglich.
Der schönste Moment: Wenn der Follower zu tanzen beginnt – nicht nur zu reagieren
Es gibt diesen besonderen Moment bei jeder Tänzerin, jedem Tänzer in der Follower-Rolle: Der Moment, wenn aus Reaktion Interpretation wird. Wenn der Körper nicht nur folgt, sondern spielt. Wenn jemand beginnt, das eigene Timing auszukosten, die Bewegung zu veredeln, den Raum mitzudenken.
Dann wird aus einer bloßen Figur eine Erzählung. Dann wird der Tanz persönlich.
Folgen heißt nicht „blind mitgehen“ – sondern „wach antworten“. Es ist ein Miteinander mit klarer Rollenverteilung, ja – aber keine Hierarchie.
Was gute Follower auszeichnet – unabhängig vom Level
Im Unterricht begegnen mir immer wieder Menschen, die glauben, sie müssten „nur warten, was passiert“. Aber die besten Follower, waren aufmerksam, musikalisch kreativ und hatten Eigenverantwortung. Sie wussten:
- Wie viel Körperspannung sie brauchen, um auf kleinste Impulse reagieren zu können
- Wie sie Drehungen aktiv mitgestalten
- Dass Styling und Ausdruck kein Extra sind – sondern Teil des Spiels
Ein Follower, der Verantwortung übernimmt, befreit den Leader. Denn je klarer deine Körpersprache ist, desto mehr kann dein Partner improvisieren, ausprobieren, führen.
Warum man das Folgen lieben lernen kann
Ihr sagt nun sicherlich auch: „Ich hätte nie gedacht, dass die Follower-Rolle so viel Tiefe hat.“ Und genau das ist es. Du lernst zu kommunizieren, mit deinem Körper zu sprechen, ohne Worte – nur durch Blick, Bewegung und Energie.
Du entwickelst Rhythmusgefühl, Gleichgewicht, Selbstbewusstsein – und du lernst, dich auf einen Menschen einzulassen, ohne dich aufzugeben. Das ist eine echte Kunst. Und ja, es erfordert Übung. Aber wenn du es einmal gespürt hast, willst du nicht mehr aufhören.
Das Geheimnis des perfekten Tanzes: zwei gleichwertige Rollen
„Ein Tanz ist nie besser als der schlechtere von beiden.“ Und das meine ich nicht als Kritik – sondern als Ansporn. Es geht nicht darum, wer mehr weiß oder wer mehr führt. Sondern darum, gemeinsam eine Verbindung zu schaffen, die leicht, dynamisch und lebendig ist.
Follower tragen dabei mindestens die Hälfte der Verantwortung – und oft auch die emotionale Tiefe. Sie bringen Weichheit, Flair, Überraschung ins Spiel.
Einladung an alle, die folgen wollen: Zeigt euch!
Wenn du darüber nachdenkst, Salsa zu tanzen – ob als Frau, Mann oder non-binäre Person – und neugierig bist auf das Folgen: Trau dich! Komm‘ zu den neuen Kursen! Es ist kein „zweite Geige spielen“, sondern ein Ausdruck deiner Kraft, deiner Präsenz, deiner Musikalität.
Und für alle, die schon tanzen: Investiert in eure Rolle! Lernt nicht nur Figuren – lernt zu hören, zu antworten, zu veredeln. Denn ein guter Leader ist nichts ohne einen großartigen Follower.
Denn Folgen ist Kunst. Und jede Kunst verdient Zeit, Hingabe – und Bühne.
Wir sehen uns auf dem Parkett bei Jeana und Jürgen von HOW TO DANCE.